23. Juli 2020
 

Berlin Alexanderplatz

Burhan Qurbani und Martin Behnke
Kinostart: 16. 7. 2020

Bei der Neuverfilmung des Klassikers von Alfred Döblin verfolgten die Autoren einen sehr aktuellen Ansatz. Sie behielten zwar die Figuren und den Plot des Romans weitgehend, verlegten jedoch die Handlung nicht nur ins heutige Berlin. Sie machten auch aus dem Ex-Häftling Franz Bieberkopf einen in Europa gestrandeten afrikanischen Flüchtling, der verzweifelt versucht, in der deutschen Gesellschaft anzukommen und dabei ein guter Mensch zu sein. Der Film lief auf der Berlinale 2020 im Wettbewerb. Er erhielt den Deutschen Filmpreis in Silber. Außerdem wurde er mit Filmpreisen für die beste Kamera (Yoshi Heimrath,) das beste Szenenbild (Silke Buhr,) die beste Filmmusik (Dasha Dauenhauer) sowie für die beste männliche Nebenrolle (Albrecht Schuch) ausgezeichnet. Das Drehbuch und die Regie waren jeweils für den Filmpreis nominiert. Das Werk ist nun, mit Corona-Verspätung, in den deutschen Kinos angelaufen.

Burhan Qurbani wurde als Sohn afghanischer politischer Flüchtlinge in Deutschland geboren. Er besuchte das Immanuel-Kant-Gymnasium in Leinfelden-Echterdingen. Nach dem Abitur im Juli 2000 war Qurbani als Redaktionsassistent für die Frauenzeitschrift Elle in Stuttgart tätig. Anschließend arbeitete er als Regieassistent am Staatstheater Stuttgart. Durch seine Tätigkeit als Kameraassistent bei der Stuttgarter Filmproduktionsfirma teamWerk kam Qurbani mit dem Film in Berührung und begann im Oktober 2002 ein Studium im Fach Szenische Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg. 2006 entstand in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam der 35-minütige Kurzfilm Vögel ohne Beine (2006). In einem weiteren neunminütigen Kurzfilm Illusion ist Anne Ratte-Polle als Berliner U-Bahn-Kontrolleurin zu sehen, die ihren Job verliert. Die Studienarbeit wurde 2008 mit dem Jurypreis des Internationalen Kurzfilm-Festivals Hamburg und dem Kurzfilmpreis der Filmkritik auf dem Filmfest Dresden preisgekrönt. Mitte Oktober 2008 erhielt Qurbani auf dem Middle East Film Festival in Abu Dhabi die mit 25.000 US-Dollar dotierte Black Pearl für den besten Studentenfilm.

Ende Januar 2009 begannen die Dreharbeiten zu Qurbanis Abschlussfilm an der Filmhochschule, Shahada, benannt nach einer der fünf Säulen des Islam.Er erzählt das Schicksal dreier Muslime in Berlin, deren Geschichten sich im Fastenmonat Ramadan zutragen. Qurbanis erster Langfilm erhielt eine Einladung in den Wettbewerb der 60. Filmfestspiele von Berlin. Als weiteren Langfilm realisierte er im Jahr 2014 Wir sind jung. Wir sind stark., der sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen auseinandersetzte.

Martin Behnke studierte Theaterwissenschaften und Anglistik an der Universität Leipzig und danach bis 2008 Drehbuch an der Filmakademie Baden-Württemberg. Hier entstanden bereits erste Kurzfilme. Für Wir sind jung. Wir sind stark. wurde er mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. Seine Arbeiten umfassen außerdem die Miniserie Die Stadt und die Macht, die Serie Dark, den Prag-Krimi Die Wasserleiche sowie Latte Igel und der magische Wasserstein

 

Gespräch mit Burhan Qurbani und Martin Behnke
Burhan Qurbani und Martin Behnke