Stark besuchtes VDD-Panel beim Filmfest München zur Sichtbarkeit der DrehbuchautorInnen
München, 26.6.2017 In der voll besetzten BlackBox diskutierten heute, moderiert von Brigitte Drodtloff (Drehbuchautorin, Vorstand VDD), die BR-Redakteurin Dr. Cornelia Ackers, der Bavaria-Produzent Ronald Mühlfellner, Dr. Christian Bräuer, Vorstand der AG Kino, Doron Wisotzky, Drehbuchautor und Leiter der Sektion Drehbuch an der HFF München, Dr. Lisa Giehl vom FFF, und Sebastian Andrae, Drehbuchautor und geschäftsführender Vorstand VDD über die Sichtbarkeit der DrehbuchautorInnen - innerhalb und dadurch auch außerhalb der Branche.
"Es geht hierbei nicht um den roten Teppich, um Glamour", führte Moderatorin Brigitte Drodtloff das Thema ein, "es geht um die Anerkennung der Bedeutung des Drehbuchschreibens durch die Branche - das Drehbuch ist die Basis der Filmproduktion"
In der intensiven Diskussion wurde deutlich, dass sowohl in Redaktionen und bei Produzenten ein starkes Bewusstsein für die Bedeutung der Drehbuchautoren vorhanden ist, dass aber im Produktionsprozess die Bereitschaft und das Bewusstsein dafür schwindet, diese Bedeutung auch in der Öffentlichkeit hervorzuheben.
Autoren werden systematisch aus der PR für Projekte herausgehalten. Um das Interesse am Drehbuch nachhaltig auch in der Öffentlichkeit zu verankern, müssen Drehbuchautoren sehr viel stärker auch in den Veröffentlichungen der Förderungen, Sender und Filmfestivals berücksichtigt werden.
(v. l. n. r.: Brigitte Drodtloff, Rolnald Mühlfellner, Doron Wisotzky, Christian Bräuer, Cornelia Ackers, Lisa Giehl, Sebastian Andrae - Foto: Jörg Schnittger)
Kinochef Christian Bräuer betonte, dass aus Sicht der Kinobetreiber die Entwicklung relevanter, kinotauglicher Stoffe essentiell sei. Starke Geschichten würden von selbstbewussten und besser bezahlten Autoren geschrieben, denn sie bräuchten Zeit und Originalität. Er fordert daher, dass mehr Geld, auch mehr Förderung in die Stoffentwicklung gehen soll.
Cornelia Ackers erläuterte, dass Drehbücher teilweise sehr lange entwickelt werden. Redaktionen verantworten ein hohes Produktionsbudget - entsprechend hoch muss die Qualität der Bücher sein. Die Honorierung sollte diese Entwicklungszeit berücksichtigen, damit eine solche Buchentwicklung nicht nur zu Lasten der Autoren gehe.
Die Situation für Drehbuchautoren habe sich massiv verschlechtert, merkte Doron Wisotzki an. Gleichzeitig bedürfe es grundsätzlich einer stärkeren Klärung der Kommunikation zwischen den Gewerken, insbesondere auch über das Verhältnis Regisseur und Drehbuchautor. Es ginge nicht an, so ergänzte Ackers aus eigener Entwicklungserfahrung, dass ein Regisseur mal eben eine Woche lang einige Sätze und ein paar Figuren ändere und dafür einen vollen Drehbuch-Credit beanspruche.
Ein kritischer Wendepunkt der Drehbuchentwicklung setzt dann ein, wenn der Regisseur für ein Projekt verpflichtet wird. Autoren werden ab dieser Phase aus den Projekten gedrängt, Produzenten würden durch falsche Vertragsgestaltung mit den Regisseuren erpressbar. Hier sei ein starker Schulterschluss von Produktion und Autoren wünschenswert, bestätigte Produzent Mühlfellner. Und er betonte dann weiter, dass ein guter Drehbuchautor Gold für einen Produzenten ist. Kein Produzent würde aus bloßer Willkür den Wechsel eines Autors vorantreiben.
Aus Sicht der Filmförderung erläuterte Lisa Giehl, dass in der Branche die Instrumente der Stoffentwicklungs- und Projektförderung noch zu wenig wahrgenommen werden. Es gebe durchaus für Autoren viele Möglichkeiten, hiervon stärker zu profitieren.
"Wir haben festgestellt, dass auch wir Autoren uns in der Selbstdarstellung und Durchsetzungsfähigkeit weiter entwickeln müssen, wenn wir wieder mehr Wahrnehmung und Mitspracherecht wollen", so das Fazit von Sebastian Andrae nach der teilweise sehr leidenschaftlich geführten Diskussion mit Zuschauerbeteiligung, "aber wir brauchen für einen Paradigmenwechsel auch starke Redakteure und Produzenten, die den Wert des Drehbuchs betonen und schützen."
Im Vorfeld des Panels hat VDD-Vorstandsmitglied Christian Lex auf dem Blog des Filmfest München passend zum Thema den Text "Am Anfang war immer das Wort" veröffentlicht. Sie finden ihn hier.