1. März 2019
 

ACHT FRAGEN AN... Anika Decker

VDD-Mitglied Anika Decker schrieb unter anderem die Drehbücher zu den Filmen  "Keinohrhasen", "Traumfrauen" und "High Society". Bei den beiden letztgenannten Produktionen hat sie darüber hinaus auch Regie geführt.

 

Foto: Sven Bänziger

1. Wo schreibst du am liebsten und wie sieht es dort aus?

Ich schreibe am liebsten bei mir zu Hause in meinem Arbeitszimmer. Für jedes neue Projekt versammele ich einen kleinen Kreis von Begleitern auf dem Schreibtisch, zur Zeit sind das ein winziges geschnitztes Skelett, das aussieht wie der „Denker“ von Rodin, ein kleiner pinkelnder Hund aus Bronze, ein Onyxelefant und eine Affenpostkarte. An meinen Wänden hängen eine Lieblingsfotografie meiner Freundin Edith Held und ein kleines Feuerbild von Tobias Rehberger. Ich brauche immer ein paar lustige, schöne und anregende Dinge um mich herum.

2. Was liebst du am Drehbuchschreiben?

Ich finde Schreiben in erster Linie unfassbar anstrengend. Trotz mittlerweile langjähriger Routine verlangt mir jedes Buch alles ab. Manchmal, nicht oft, gerate ich in einen Flow und vergesse alles um mich herum. In diesen Glücksmomenten steht die Zeit still und ich weiß, warum ich meinen Beruf so sehr liebe.

3. Was nervt dich am Drehbuchschreiben?

Am Schreiben nervt mich großer Zeitdruck, den ich mir immer versuche vom Leib zu halten und mich nerven die Blockaden, die ich besonders am Anfang eines Projektes habe. Die schlimmste Facette unseres Berufes sind für mich allerdings mehrstündige Drehbuchbesprechungen. Mich blockieren sie eher als dass sie mir helfen. Am schlimmsten sind die Nachmittage, bei denen solche Termine mit der Sendung „Wünsch Dir Was“ verwechselt werden. Mein liebstes Arbeitssystem ist eine eigenständige intensive Beratung mit einem Kollegen (am liebsten Bora Dagtekin) und hier und da ein paar kürzere themenbezogene Gespräche mit Produzenten, die mir in den Details vertrauen.

4. Notizblock oder Schreibprogramm?

Ich habe eine Schrift wie ein pubertierender Vierzehnjähriger und kann nichts davon lesen. Deswegen: Schreibprogramm oder Notizen auf dem Handy.

5. Dein Mittel gegen Schreibblockaden?

Ich höre auf zu schreiben und lebe mal wieder ein bisschen. Irgendwann weiß ich dann, ob die Idee blöd ist, meine Umsetzung oder ich einfach nur erschöpft war.

6. Welche/n Drehbuchautor/in würdest du gern einmal treffen und was würdest du sie/ihn fragen?

Ich hätte unheimlich gerne einmal Joan Didion kennengelernt und mich von ihr in ihrem legendären Hollywoodhaus mit ein paar Rockstars bekochen lassen. Ihr klarer, direkter und furchtloser Schreibstil ist unverwechselbar. Falls ich sie unwahrscheinlicherweise doch noch treffen sollte, würde ich die heutige Joan über ihr Buch „The Year Of Magical Thinking“ ausfragen. Sie hat das für mich weltbeste Buch über Trauer und Verlust geschrieben.
Mit Truman Capote hätte ich auf jeden Fall gerne einmal eine New Yorker-Nacht lang durchgefeiert.

7. Warum sollten AutorInnen im VDD sein?

Es ist immer gut sich zusammen zu schließen, anders hat man keine Chance auf Veränderung.

8. Ein überlebenswichtiger Tipp für NachwuchsautorInnen von dir?

Lasst euch nicht einreden, dass Liebesgeschichten weniger wert sind als andere (falls ihr vorhabt solche zu schreiben). Merkt euch, dass über die weiblichen Figuren immer diskutiert wird, über die männlichen sehr selten. Bereitet euch entsprechend vor.

 

Danke, Anika!